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« Previous Page Table of Contents Next Page »Seite 2-3 | Frühjahr 2011
Takt nachgefragt: Wie viel Mix geht im Alltag?
Hand aufs Herz: Wenn man täglich im Beruf für Straßen und ÖPNV in Rheinland-Pfalz verantwortlich ist – wie sieht es dann mit der persönlichen Mobilität aus? Das haben wir MinDirig. Dr. Lothar Kaufmann, Abteilungs-leiter Verkehr und Straßenbau, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, gefragt.
Herr Dr. Kaufmann, wann benutzen Sie Ihr Auto?
Unter der Woche benutze ich es fast nie. Meistens am Wochenende, wenn Besor-gungen zu machen sind, oder für spontane Besuche bei Verwandten, Freunden und Be-kannten. Wenn ich das Auto benutze, fahre ich im Übrigen sehr gerne.
Wie sieht Ihr persönlicher Mobilitätsmix aus? Mixen heißt für mich, alle Verkehrsmittel entsprechend ihren jeweiligen Vorteilen zu nutzen. Wenn man in erträglicher Entfer-nung zum Arbeitsplatz wohnt, macht es für mich beispielsweise keinen Sinn, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Ein Auto – das im Durchschnitt um die 1,3 Tonnen wiegt – mor-gens mit nur einer Person besetzt zum Ar-beitsplatz zu fahren, es dort 8 Stunden stehen zu lassen, um dann die 1,3 Tonnen Masse zur Beförderung der einen Person abends wieder zurückzufahren, ist weder ökonomisch noch ökologisch vernünftig. Es verbraucht viel En-ergie, erzeugt Abgase und Lärm und erfor-dert viel Platz zum Parken. Vor allem in den städtischen und verdichteten Räumen gibt es gute Alternativen. Ich fahre, wenn immer es die Witterung zulässt, das ganze Jahr über die 8 km zu meinem Arbeitsplatz mit dem Fahrrad. Sollte es heftig regnen oder schneien, steige ich auf den Bus oder die Eisenbahn um. Gerade in den verdichteten Regionen ist das Angebot im ö«entlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz weitaus besser, als viele das wissen. Wenn ich dienstlich unterwegs bin, versuche ich für längere Strecken die Eisen-bahn zu benutzen, ansonsten bin ich im Land auch viel mit dem Auto unterwegs.
Seit wann mixen Sie Ihre Mobilität?
Im Grunde schon seit der Studienzeit, da habe ich beispielsweise – damals nicht zu-letzt auch wegen der schmalen Haushalts-kasse – mit dem Fahrradfahren angefangen. Das eigene Mobilitätsverhalten ist auch ein
Stück Gewohnheit, die man nach einiger Zeit auch nicht mehr hinterfragt.
Welche Vorteile bringt der Mobilitätsmix für Sie?
Mixen bringt meines Erachtens nur Vorteile – für jeden, der es macht, ganz persönlich und zugleich auch für die Allgemeinheit. Wenn beispielsweise alle, die im Umkreis von 10 km um ihren Arbeitsplatz wohnen, mit dem Bus, der Eisenbahn oder gar mit dem Fahrrad unterwegs wären, hätten wir weniger Lärm und Abgase im Straßenver-kehr. Mit dem Fahrrad ist man auch über sol-che Entfernungen zumindest zur Hauptver-kehrszeit in den Städten fast so schnell wie mit dem Auto unterwegs. Bei den heutigen Benzinpreisen rechnet sich die Fahrt mit dem ÖPNV selbst dann, wenn man über ein Auto verfügen könnte. Und beim Fahrrad-fahren tut man sogar noch etwas für seine Gesundheit. Bei Dienstreisen kann man im Übrigen in der Eisenbahn die Zeit bequem nutzen, um sich auf Sitzungen vorzuberei-ten oder Unterlagen zu lesen, zu denen man ansonsten kaum kommen würde. Das geht dort auch viel besser und entspannter als im engen Flugzeug, deshalb bevorzuge ich auch auf größeren Strecken die Eisenbahn, selbst wenn die Fahrzeit manchmal etwas länger dauern sollte.
Was raten Sie allen, die bisher noch nicht mixen?
Als Erstes, über das eigene Mobilitätsverhal-ten nachzudenken – und das möglichst früh-
zeitig. Das kann schon bei der Wohnortwahl anfangen. Natürlich hat nicht jeder – vor allem nicht in der Fläche und bei weiteren Pendlerentfernungen – die Möglichkeit, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zur Arbeit zu kommen. Auch Versorgungs- oder Freizeiteinrichtungen sind manchmal ohne Auto nur schwer zu erreichen. Aber mit et-was Nachdenken kann auch hier ein Mix von Auto, ÖPNV und Fahrrad in Betracht kommen.
Womit sollte man anfangen?
Ein wenig über Alternativen zu den manch-mal eingefahrenen eigenen Verhaltens-weisen nachzudenken, ist sicher der erste Schritt. Die wenigsten Autofahrer wissen tatsächlich über die Angebote des Bus- und Schienenverkehrs an ihrem Wohnort Be-scheid. Man muss sich nur informieren, um Alternativen zu erkennen. Beim Pendeln zum Arbeitsplatz z. B. kann auch die Bildung von Fahrgemeinschaften ein Ansatz sein. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt ja mit dem Rheinland-Pfalz-Takt nicht nur einen attrak-tiven ÖPNV auf Schiene und Bus, sondern hält auch Mitfahrerparkplätze vor Ort und eine Pendlerbörse im Internet bereit, mit der man Partner für eine Fahrgemeinschaft finden kann. Und mit dem Rheinland-Pfalz-Takt kann man zu attraktiven Ticketpreisen prima Ausflüge im Land unternehmen. Ich bin überzeugt, dass eine gezielte Verkehrs-mittelwahl nur Vorteile hat: für die eigene Gesundheit, für eine bessere Umwelt und letztlich auch für die eigene Haushaltskasse.
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